Für den kleinen Vogel auf dem oberen Bild ist die geschlossene Hand keine natürliche Umgebung. Wenn er in dieser Hand längere Zeit bleiben würde, würde er das Fliegen sehr vermissen. Ähnlich ist es mit Dir, wenn Du Deine Gefühle nicht äußerst. Du bleibst „geschlossen“. Freude, Traurigkeit, Enthusiasmus, Schmerz, Lachen, Wut, Enttäuschung lassen sich nicht gerne einsperren. Sie brauchen ihre Freiheit, genauso wie der Vogel auf dem Bild. Befreie also Deine Emotionen, sonst wird niemand, auch nicht Du, erfahren, wie schön sie fliegen können.
Emotionen und Gesellschaft – ein Tabu-Thema
In unserer Gesellschaft ist es nicht üblich über Emotionen zu sprechen, vielmehr werden diese durch unsere Umgebung gedämmt. Wenn es nicht so wäre, hätten wir nicht so viele ausgebrannte Menschen mit einem Burn-out. Die gedämmten eingesperrten Gefühle sind weder für Dich noch für Deine Gesundheit gut. Nicht geäußerte Emotionen sind, wie ein Kampf gegen sich selbst.
Wut zum Beispiel wird als Emotion durch die Gesellschaft generell als etwas Schlechtes abgestempelt. Wenn sie jedoch nicht geäußert wird, kann sie zum Beispiel zur Depression führen; der Körper wird nämlich steif, wie ein Brett, weil er alle nicht ausgedrückten Gefühle, wie ein Schwamm, kumuliert. Und plötzlich, aus heiterem Himmel, hast Du Kopfschmerzen oder Ähnliches, die Du so nie hattest. Gleichzeitig, solltest Du dabei noch brav und nett bleiben. Das sieht man überall; in der Schule schon hörst Du öfters: „Du solltest auf Deine Lehrer hören und das machen, was sie sagen“, „wenn Du Dich schlecht benimmst, wird das jemand bewerten und Du kriegst Schwierigkeiten“. Sehr selten wird danach gefragt, warum Du mit etwas nicht einverstanden bist? Warum findest Du etwas ungerecht? Aus welchem Grund bist Du unruhig oder überaktiv? Weswegen bist Du wütend, traurig etc.? Was ist Deine Meinung? Wir leben in einer Gesellschaft, die uns sehr schnell abstempelt, einordnet und verurteilt und wir kriegen Angst davor. Wir bräuchten jedoch eine Gesellschaft die uns unterstützt, nachfragt, versteht, stärkt und beruhigt.
Du kannst unsere Gesellschaft nicht von heute auf morgen ändern, das wäre utopisch. Aber, Du kannst Dich selbst ändern und das wird mittel- bis langfristig unsere ganze Gesellschaft ändern. Bringe Deine Emotionen zum Ausdruck. Wenn Du das nicht machst, gibst Du automatisch eine Zustimmung dafür, dass andere ihre Gefühle auf Deine Kosten äußern. Warum lässt Du das zu? Was ist der Grund? Vielleicht sind es Deine Lebenserfahrungen oder die Umgebung, in der Du aufgewachsen bist oder die Situation in Deiner Familie? Fange damit an, dass Du über Deine Emotionen angstfrei und mit Liebe zu sich selbst und zu Deiner Umgebung sprichst. Wie geht das?
Emotionen äußern, aber wie?
Anschreien einer anderen Person ist grundsätzlich kein guter Weg, um Emotionen auszudrücken. Die Gefühle sind eine sehr starke Kraft. Sie kann uns zerstören oder uns Heilung bringen. Daher ist es wichtig, wie wir mit ihr umgehen. Zunächst ist zu betonten, dass Deine Emotionen etwas Gutes sind, sie machen Dich menschlich. Ein Mensch, der keine Gefühle hat, ist ein Roboter. Also sei froh, dass Du Emotionen hast. Sobald Du merkst, dass eine Emotion bei Dir entsteht, ist in diesem Moment Deine Entscheidung notwendig, wie Du mit ihr umgehen möchtest. Wenn Dich etwas traurig macht, dann benenne es. Sollte Dich etwas ärgern, beschreibe den Grund und spreche ihn aus. Es ist wichtig, dass Du so schnell, wie möglich, am besten in der gleichen Situation einen bewussten Schritt wagst und zumindest entscheidest, was Du mit dem entstehenden Gefühl machst. Wenn Du es einfach unterdrückst, ist keine gute Lösung; es kommt zu Dir wieder mit doppelter Kraft.
Für den Umgang mit Wut oder Ärger gibt es ein schönes Beispiel. In der Kampfkunst Aikido nutzt man die starken Emotionen des Gegners gegen ihn selbst. Also ohne selbst viel machen zu müssen, lenkt man den wütenden und aggressiven Angriff des Gegenübers um und er wird mit eigener Kraft konfrontiert, die ihn selbst außer Kraft setzt. Beispielsweise, wenn man angeschrien wird, kann man zurückschreien oder sich ganz klein machen und zulassen, dass die angreifende Kraft Dein Inneres schlägt oder man kann die negative Kraft benennen und sie damit mit sich selbst konfrontieren. Es ist der sogenannte Spiegeleffekt. Wenn diese Kraft sich selbst im metaphorischen Spiegel begegnet, ist sie ab diesem Moment nicht mehr Deine Herausforderung. Lokalisiere also den Grund für Deine Emotionen und zeige ihm den „Spiegel“.
Was brauchst Du?
Um so zu reagieren wie in Aikido ist es notwendig, dass Du Deine eigenen Gefühle kennst. Du musst wissen, welche Handlungsschemata gewisse Situationen in Dir hervorrufen. Bist Du ein stilles „Mäuschen“, die alles hinnimmt und dann zu Hause ins Kissen weint und Angst hat? Bist Du die nette Stewardess, die sich alles anhören lässt, jeden Wunsch erfüllt und dabei vergisst, wer sie eigentlich ist? Oder bist Du vielleicht diejenige Person, die bei kleinstem Fehler sofort alle in Deiner Umgebung anschreit und sich danach schlecht fühlt und unter starker Migräne leidet? Du hast immer einen idealen Plan und wenn eine Kleinigkeit schief geht, entstehen bei Dir sofort sehr starke negative Emotionen? Du bist immer im Lauf und beeilst Dich ständig?…
Beobachte Dich ganz aufmerksam und lerne Dich kennen und zwar egal, ob Du 9, 27 oder 90 Jahre alt bist. Es ist nie zu früh oder zu spät, um damit anzufangen. Wenn Du einmal mehr bei Dir bist, wird Dich niemand mehr so leicht überrennen, überreden oder zu etwas zwingen können und eine konkrete negative Wirkung auf Dich haben. Glaube mir aufs Wort, Dein Äußeres also auch Deine Umgebung hängt unmittelbar mit Deinem Inneren zusammen. Wenn Du Harmonie auf der einen Ebene hast, wird die Harmonie auf die andere Ebene leichter zu übertragen sein.
Aufgaben:
Wie kann ich mit meinen eigenen Emotionen besser umgehen?
- Mache langsamer!
- Treffe Entscheidung um das, was für Dich gut ist, von dem, was nicht gut für Dich ist, zu trennen. Lebe in hier und jetzt.
- Sei wirklich präsent in jedem Augenblick Deines Lebens; dann hast Du auch keine Angst wegen Zukunft, wegen Vergangenheit und etc.
- Mache also Gartenarbeit, gehe spazieren, male, tanze etc.
- Wenn Du mehr im hier und jetzt angekommen bist, benenne Deine Emotionen und äußere diese mit Liebe zu sich selbst und zu Deiner Umgebung.
Autor: Doktor Paweł Szczerbak
Der Autor nimmt seine Kraft und Inspiration direkt von der Natur. Bei einem Spaziergang im Wald oder auf einer Wiese beobachtet er die Umgubung und lernt von ihr. Jeder Organismus arbeitet in der Natur, aber keiner leidet unter burn-out, Mobbing oder etc. Unsere Arbeitswelt kann von der Natur viel lernen, und damit auch gesunder werden. Von diesem Leitgedanken inspiriert, hat der Autor die gemeinnützige Organisation KIBODO gegründet, er berät Menschen, die nach dem richtigen beruflichen Weg suchen und beschäftigt sich mit der Bedeutung und Einfluss dessen, was wir sagen, auf das, was wir Denken.
Kontakt: https://kibodo-eu.com/